Freeclimbing
Freeclimbing ist doch ohne Seil und so?
. . . nee
Beim Soloklettern fällt das gesamte Material weg.
Der Vorteil : man kann allein Klettern gehen, man muss sich nicht um Sicherungsstellen kümmern, keine einrichten, nicht auf Belastungsrichtungen oder Festigkeit achten und so weiter. Die Ausrüstung besteht oft nur aus den Schuhen und das beliebte Beutelchen am Hintern. Man braucht sich nur noch auf seine Kletterbewegung konzentrieren.
Der Nachteil : man hat nur eine bestimmte Zeit, mit der zur Verfügung stehenden Kraft sich in einer Route zu halten. An technisch schwierigen Stellen besteht keine lange "Wartezeit". Keine Ausrüstung für einen eventuellen Rückzug. Risiken wie Griffausbrüche ab einer bestimmten Höhe, enden in der Regel mit sehr schweren Verletzungen oder dem Tod. Die Grenzen der eigene Psyche und Physis muss sehr genau bekannt sein. Solo-Klettern wegen Übertreibung oder Angeberei überleben nur wenige. Dann ist nichts mehr mit "nuf jz".
Freeclimbing ist Klettern mit Seil und Ausrüstung. Free bezieht sich auf die Tatsache, das man zur Fortbewegung nur die Felsstrukturen benutzt. Das gesamte Material welches der Freeclimber mit sich herumträgt, verhindert nur im Falle eines Sturzes den "Total-Schaden" am Freeclimber. Der Vorteil liegt darin, das man sich während der Kletterei auf Sturzstrecken zwischen 1m bis etwa 8m einstellt. Im Sportklettern sind die Routen mit Borhaken ausgestattet und somit sehr sicher. Die Psyche wird hier nicht so sehr strapaziert. Das Schwierigkeits- Limit liegt bei dieser Kletterei mehr bei der Physischen Kraft. Im Alpinem-Ambiente dagegen, findet man meist alte geschlagene Haken. Sie dienen oft nur der Wegfindung und halten im Sturzfall der auftretenden Belastung nicht stand. Also muss für die Absicherung selbst gesorgt werden. Solange Risse und andere Felsstrukturen dies ermöglichen, mag das gehen. Auf glatten Platten muss man den A... zusammenkneifen und weiter, bis sich wieder eine Möglichkeit bietet, eine Sicherung zu legen. Hier heist es auch mal 20 - 30m von der letzten Sicherung weg zu klettern. Automatisch ist die psychische Belastung wesentlich höher. Stürze sollten sich nur noch durch unvorhergesehene Momente, wie Griffausbruch oder ähnliches ergeben (Schicksal und Risiko). Ein "...ich spring mal rein, um die Arme auszuschütteln" ist hier nicht möglich. Man klettert nur den Grad den man auch sehr sicher beherrscht. Das "Limit" senkt sich in diesen Routen beträchtlich ab, Kraft ist im Ausdauer Bereich gefragt. Die psychische Belastung spielt die wesentlichere Rolle.
Was ist nun Solo ? ? ?
Der psychische Faktor spielt somit die Hauptrolle. Wer seine Psyche nicht unter Kontrolle bringen kann, wird niemals Solotouren unternehmen oder sie nicht gesund überstehen. Soloklettern bedeutet auch, das man vor seinem Projekt steht, und dann wieder umkehrt ohne einzusteigen. Das zeigt mehr Nervenstärke als am Einstieg nicht wirklich bereit zu sein, und dann jämmerlich zu scheitern. Soloklettern hat mit Mut und Angeberei nicht viel gemein. Der wichtigste Entscheidungsfaktor ist, das sehr genaue Wissen um den eigenen Zustand. Wer einmal begonnen hat, kann ab einer bestimmten Höhe oder Kletterstelle nicht mehr zurück. Der sogenannte "Point of no Return", übersetzt "Punkt ohne Wiederkehr". Von hier an ist ein zurückklettern nicht mehr möglich. Man ist der Route Bedingungslos ausgeliefert. "Mama rufen" ist dann nicht mehr. In für das eigene Level "leichten Routen" mag es diesen Punkt noch nicht geben, ab einer gewissen Schwierigkeit erlangt dieser Punkt immer mehr an Bedeutung.

Ein "aus dem Bauch" kommendes Gefühl hatte mich vor Jahren dazu bewegt, eine Route doch mit Seil zu klettern. In etwa 30m Höhe erfolgte ein Bilderbuch-Griffausbruch mit nur 6m Flugstrecke, ...dank Seilsicherung. Das eigene Gefühl und die innere Stimme sollten zu solch Unternehmen "Ja" sagen. Wenn nicht, würde ich nicht in eine Solokletterei einsteigen. Nur wenn alles stimmt, sieht man nach der Kletterei die Welt mit neuen Augen und ist wieder frei. Schwierige Solo-Klettereien macht man nicht für's Foto oder das schicke Mädel am Einstieg. Solo-Kletterei hilft einen bei der Selbstfindung, und ist eine Sache, welche man jemand anderes eigentlich weder erklären noch beschreiben kann.

Free Solo der anderen Art!

11 Januar 2009, Magdeburg am „Haus der Lehrer“

Als begeisterter Kletterer ist man immerzu damit beschäftigt sich irgendwas Kletterbares zu suchen.

Hier einmal einen Einblick in die Gedanken eines guten Freundes.
Ich stand ausgelaugt am Ausstieg der mir am heikelsten erschien, man musste zwischen zwei T-Trägern spreizen und mit einem Arm sich weit strecken um die Ausstiegskante zu erreichen. Mein erstes Free Solo an einem Gebäude war vollbracht.
Nach so einer Aktion sieht man die Gebäude ganz anders, deine Augen suchen nach Griffen für einen Weg nach oben.
Viktor Müller
Manchmal hat man das Glück auf seiner Seite und findet ein Hochhaus mit etwas schmerzhaften doch wunderbaren Zangengriffen über 10 Stockwerke. Das Glück war mit mir genau so wie meine Kletterschuhe die ich „einfach so“ mitbrachte. Die Sonne schien, meine gute Laune sprudelte aus mir heraus und so machte ich mich auf den Weg nach oben. Seilte mich ab, legte alles was unnötig war ab (Klettergurt, Bandschlingen), und kletterte langsam und bedächtig los, darauf konzentriert keinen Fehler zu machen. Die ersten Stockwerke gingen fast wie von selbst, als die Spannung langsam nachließ wurde ich immer müder. Ein guter Freund (Bernd) stellte eine These auf: der Vorstieg ist doppelt so anstrengend wie der Nachstieg und Free Solo doppelt so anstrengend wie der Vorstieg. Ich machte mir langsam Sorgen ob die Kraft ausreicht.



In Mutter Natur sind die Griffe nicht immer so fest wie man sie gern hätte.
Auch Boulder besitzen oft eine beachtliche Höhe. Die Schwierigkeiten sind dann auch meist im gehobenerem Bereich angesiedelt. Dann sollte man weder die Kraft noch die Nerven verlieren.
Die Stimme sagt wie immer
aber nur wenn alles stimmt !
Hier war der oben beschriebene Henkel
Fast jeder Kletterer wird in seiner Laufbahn einmal solo ähnlich am Fels unterwegs sein. Auch wenn es eine ganz leichte Route ist, ein Restrisiko welches man nicht beeinflussen kann, bleibt immer bestehen.
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