Damit die natürliche Beweglichkeit in den Gelenken erhalten und das Verletzungsrisiko beim Training herabgesetzt wird, muss eine Trainingseinheit immer richtig ausgeführte Beweglichkeitsübungen enthalten. Ein Muskel, der nur kräftemäßig trainiert wird, verkürzt mit der Zeit. Dadurch erhält er einen kürzeren Arbeitsweg, wodurch wiederum sein Vermögen, die erhöhten Kraftressourcen richtig auszunützen, herabgesetzt werden. Auf kraftbetonte Übungen für eine Muskelgruppe, sollten daher immer Beweglichkeitsübungen (Dehnungsübungen) für die gleiche Muskelgruppe folgen. Bei den Dehnungsübungen muss man wiederum zwischen elastischen Dehnungen und dem Stretching unterscheiden.
Elastische Dehnungen sind solche Übungen, bei denen man z. B. ein Bein oder einen Arm rhythmisch bis zu einer Endstellung pendelt. Dieses Pendeln hat nichts mit dem Stretching der Muskeln zu tun. Elastische Dehnungen sollen beim Aufwärmen und Aufweichen der Muskulatur angewandt werden. Mit Stretching kann man hingegen eine Muskelgruppe verlängern (dehnen) und damit die Beweglichkeit der Gelenke und das Steckvermögen der entsprechenden Muskeln vergrößern. Sowohl elastische Dehnungen als auch Stretchingübungen sollten zur Förderung der allgemeinen Beweglichkeit angewandt werden.
Als Beispiel, möchte man dass man die Beweglichkeit des Armes vergrößert werden soll, damit man ihn so weit wie möglich nach hinten führen kann. Wenn man den Arm mit Schwung nach hinten führt, erreicht man eine bestimmte Strecke. Man hat zwar den Arm mit Hilfe der Muskeln an der Schulterrückseite in Schwung gebracht, er wird jedoch abgebremst, bevor er die Endstellung erreicht hat. Das Abbremsen der Bewegung lässt sich dadurch erklären, das die Muskelspindeln in den betroffenen Muskeln an der Vorderseite des Gelenkes Warnsignale an das ZNS (Zentrales Nerven System) senden. Das ZNS sendet daraufhin Kontraktionssignale an die Muskeln zurück, damit durch die Bewegung des Armes keine Zellen zerstört werden. Anstatt sich zu dehnen, werden die Muskeln an der Gelenkvorderseite dazu gezwungen, sich durch Anspannung zu schützen. Diese Art von Dehnung baut zwar die exzentrische Kraft auf, fördert jedoch keineswegs die Geschmeidigkeit. Führt man die Dehnungen kraftvoll und in unaufgewärmtem Zustand durch, kann es zu kleineren Rissen kommen. Leichte, im schmerzfreien Bereich ausgeführte elastische Dehnungen eignen sich hingegen sehr gut zur Muskelaufwärmung.
Aktives Stretching
Führt man den Arm langsam so weit wie möglich zurück, kommt man im allgemeinen weiter nach hinten. Wie weit man dabei kommt, hängt von der Geschmeidigkeit der Muskeln an der Gelenkvorderseite und von der Kraft der Muskeln, die an der Rückseite des Gelenkes ziehen, ab. Diese Methode nennt man aktives Stretching. Man arbeitet aktiv mit den Antagonisten (den Muskeln auf der anderen Seite des Gelenkes) der Muskeln, die man dehnen möchte und versucht die Muskeln, die gedehnt werden sollen, dabei so gut wie möglich zu entspannen.
Passivem Stretching
Unter passivem Stretching versteht man, dass man mit Hilfe von äußeren Kräften (also nicht mit den eigenen Muskeln an der Schulterrückseite) den Arm noch weiter nach hinten zu drücken. Man legt eine Hand mit gestreckten Arm an eine Wand und dreht den Oberkörper in die Gegenrichtung . Solange bis sich der Dehnimpuls einstellt.
Mit passivem Stretching kommt man weiter als mit aktivem Stretching.
Die beste Methode in eine Endstellung zu kommen ist, zuerst über das passive Stretching so weit wie möglich zu kommen. (Die Muskelgruppe, die gedehnt werden soll, muss dabei so entspannt wie möglich sein.) Danach versucht man einige Sekunden lang (6 - 8 s) die Muskelgruppe zu kontrahieren (anspannen), während die äußeren Kräfte (Kamerad, Beine, Wand) verhindern, dass eine Bewegung im Gelenk stattfindet. Der Muskel wird also statisch angespannt, wodurch der Muskelbauch etwas verkürzt und die kollagenen Fasern in den Sehnen etwas gestreckt werden. Dann entspannt man sich wieder für 2-4 s. Anschließend bringt man die jeweilige Muskelgruppe in die Dehnstellung. Im Anschluss wird der zu dehnende Muskel über eine längere Zeit (mind. 45 s, bis etwa 50 s) in der Dehnstellung gehalten. Im Anschluss folgt wieder eine Phase der Anspannung mit nachfolgender Dehnung. Die Methode, durch Kontraktion den Muskel zu dehnen, nennt man PNF-Methode (Proprioceptive neuromuscular facilitoring). Sie wird auch Kontraktions-Entspannungs-Dehnungsmethode genannt. Durch die Kontraktion werden die Sehnenspindeln so beeinflusst, dass sie bei der nachfolgenden Entspannung hemmende Signale an die Muskeln senden. Man sollte daher die Übung die ganze Zeit über, in der Nähe der Endstellung ausführen und eventuelle Bewegungen so langsam wie möglich durchführen, damit die Muskelspindeln daran gehindert werden, Kontraktionssignale an den Muskel zu senden.
Dehnung sollte bei intensiver Trainingsbelastung täglich durchgeführt werden. Mit einer viertel bis halben Stunde pro Tag hat man ein ausreichendes Minimalprogramm. Es ist wichtig, vor der Dehnung die Muskeln erst aufzuwärmen. Mit einer umfangreicheren Dehnungs- und Entspannungseinheit erreicht man natürlich größere Erfolge.
Wichtig ist, beim passivem Stretching die Bewegungen sehr langsam auszuführen und sich nicht unter Zeitdruck zu stellen.
Der breite Rückenmuskel zieht sich von der Hälfte des Rückgrates hinunter zum Kreutzbein und seitlich zum Darmbeinkamm. Der obere Teil sitzt im vorderen Ansatzbereich am Oberarmknochen. Dieser Muskel zieht den Arm hinter den Rücken nach innen und dreht ihn dabei einwärts. Zusammen mit dem großen Brustmuskel zieht der breite Rückenmuskel die Schulterpartie ohne ausreichende Dehnung zu stark nach vorn.
Er spielt eine große Rolle beim Klimmzugtraining. Man sollte diese Übung so gestalten, das die Haltestange hinter dem Kopf ihre Endposition hat. Dabei bleibt die Wirbelsäule aufrechter und der Muskelapparat wird vorn und hinten gleichmäßiger trainiert. Mitbeteiligt an dieser Zugbewegung sind der zweiköpfige Armmuskel, der Kappenmuskel sowie der große Brustmuskel. Dehnen, sollte man diese Muskeln jeweils mit getrennten Übungen.Der vordere Brustmuskel (M. pectoralis maior) ist bei so gut wie allen Kletterbewegungen mit beteiligt. Da er bei Anspannung die Schultern nach vorn zusammenzieht ist seine Dehnung sehr wichtig. Durch das verlagern der Schultern muss der zu weit nach vorn verlagerte Körperschwerpunkt durch die Wirbelsäule ausgeglichen werden.
Der gesamte Oberkörper ist mit den verschiedensten Muskelgruppen umgeben. Viele von ihnen dienen der Stabilisierung der Wirbelsäule. Damit diese aber ihre Arbeit verrichten kann muss sie ihre Flexibilität besitzen. Während der Dehnung sollen die im rechten Winkel angewinkelten Beine und die Knie auf dem Boden liegen bleiben. Dann den oberen Arm etwas mehr als 90 ° zum Körper nach hinten so weit wie möglich locker ablegen. Wenn man dabei ein kleines Gewicht (500g reichen aus)in der Hand behält dreht einen merklich jeder Atemzug ein kleines Stück weiter in Richtung Boden. Den Kopf in Richtung zum nach hinten gedrehten Arm mitnehmen um die Halswirbelsäule nicht zu verspannen.
Der Zwillingswadenmuskel (M. gastrocnemius) stabilisiert den Kniegelenksbereich und ist vor allem an der Anhebung der Ferse beteiligt. Bei allen Tritten auf denen nicht der gesamte Fuß aufgestellt werden kann ist der Zwillingswadenmuskel im Einsatz. Dieser Muskel ist bei vielerlei lauf und Sprungbewegungen entscheidend. Er neigt meist zur Verkürzung. Ein einfacher Test ist, man hockt sich auf die Fersen ohne diese an zu heben. Die Dehnung erfolgt in Schrittstellung. Am besten an einer Wand oder festen Widerstand mit den Händen abstützen. Das vordere Bein leicht gebeugt weiter nach vorn abstellen. Das hintere Bein mit gestrecktem Knie soweit nach hinten stellen, bis die Ferse noch den Boden berührt. Vom Fuß die Außenseite gerade nach vorn ausrichten.
Die hintere Oberschenkelmuskulatur (M. ischiocruales) ist mit dafür verantwortlich in wie weit man sich aus der Hüfte heraus (ohne eine zu starke Beugung im Rücken) nach vorn beugen kann. Weiter ist er für hohes Antreten mit zuständig. Zu kurze Muskeln an der Rückseite des Oberschenkels führen oft auch zu Rückenbeschwerden. Ziel der Dehnung ist, eine höhere Beweglichkeit in der Hüfte sowie den Sehnenstrang welcher vom Darmbeinkamm zur Außenseite des Knies verläuft.