Wie reißt ein Ringband am besten ?
oder sollte man fragen: am schnellsten ?




Verletzungen des Ringbandapparates treten im Gegensatz zum alpinen Klettern hauptsächlich beim Sportklettern und Bouldern auf. Bei aufgestellten Fingern, wie beim Greifen von kleinen Griffen, kommt es zu einer hohen Druckbelastung auf den Ringbandapparat, vor allem der Ringbänder A2-A4. Dies kann zur Bandzerrung oder Ruptur (Riss) führen. Bei einem Ringbandriss hört man ein lautes deutliches Schnalzen oder Knallen (als wenn zwei Hölzer zusammen geschlagen werden). Als Symptom stellt sich ein lokaler Druckschmerz mit Schwellung der Grundglieder ein. Manchmal entsteht ein geringes Hämatom. Beim Anspannen der Beugesehne gegen geringen Widerstand ist ein hervortreten der Sehne, welches man Bowstring nennt, zu erkennen. Auf einer Röntgenaufnahme ist von einer Sehnenzerrung oder einem Sehnenriss nicht viel zu erkennen. Nach Ausschluss einer knöchernen Verletzung gibt die Sonografie den besten Aufschluss über eine Ringbandzerrung, Ringbandruptur oder eine Mehrfachruptur. Ist mittels Sonografie keine eindeutige Diagnosestellung möglich, gibt die MRT weitere Möglichkeiten zur genaueren Diagnose. In vielen Fällen der Überlastung kommt es zu Zerrungen der Sehnen. Dies tritt vor allem bei hängenden Fingerpositionen auf. Wenn zusätzlich der Finger an einer vorderen kleinen Kante eines Griffes „hängt“. Die dadurch vergrößerte Haftreibung kann Kraftspitzen aufbauen, die dann z.B. beim plötzlichen Abrutschen des Fußes vom Tritt zur direkten Sehnenzerrung führt. Der Heilungsverlauf einer Zerrung ist lang, oft werden noch nach 3-4 Monaten Beschwerden bei maximalen Belastungen beklagt. Risse sollten für wenige Tage bis zu 3 Wochen auf einer Fingerschiene ruhiggestellt werden. Dadurch kann der langwierige Heilungsprozess verkürzt werden. Beim Riss werden die Sehnenscheiden sehr überlastet und zum Teil beschädigt. Diese vernarben während der Heilung wieder und bilden anschließend einen schützenden Schlauch um die Beugesehne. Frische Risse des A2 Ringbandes sind (laut Hochholzer, Schöffl „Soweit die Hände greifen“) nach 2 bis 4 Monaten ausreichend wieder hergestellt, um sie wieder voll zu belasten. Bedingung ist, eine genaue Diagnose und ein striktes Einhalten eines Therapieplanes.

Im mittlerem Teil, links im Bild, ist die Beugesehne zu weit vom Knochen entfernt. Dieser Teil wird nicht mehr von dem A2 Ringband gehalten. Das A4 ist noch in Ordnung.
Mein Ablauf sah folgendermaßen aus:
21.4.07
Bänderriss beim Speedklettern einer Route. Dynamisches Ziehen eines Seitgriffes mit den ersten Fingergliedern des Zeige-, Mittel- und Ringfingers. Fingerhaltung war aufgestellt.
23.4.07
Diagnose vom Sportarzt: Riss Ringband A2, Teilabriss A4,

Lumbrical Shift Syndrom zwischen Mittel und Ringfinger aufgrund Überbelastung nach Wegfall des Mittelfingers bei der Belastungsphase.

Dabei wurde die belastete Beugesehne gegen die unbelastete Sehne des weniger belasteten Ringfingers verschoben, wodurch eine Zerrung in den Ursprüngen des Mm. Lumbricales entstand.

(Diese Zerrung ist an einer Verdickung in der Handinnenfläche  zwischen den beiden Beugesehnen zu ertasten.)
23.4.07
Überweisung an Handchirurgen

Röntgenaufnahme der Hand, Befund kein Knochenbruch.

Durchgeführte Untersuchung: Hand als Faust schließen und wieder öffnen,

Diagnose: Ringbandabriss

Erklärung zur Verletzung: Ringbänder sind nicht wichtig im täglichen Gebrauch.

Therapie: Alltagsarbeiten normal verrichten, eine Woche Krankschreibung
30.4.07
Zweite Woche, Krankschreibung,

Alltägliche Arbeiten weiter verrichten, nach drei Wochen sollte der Finger wieder voll belastbar sein.

1.6.07
Sechste Woche nach Riss.

Finger schmerzt noch immer, auch bei leichter Belastung. Klettern nur mit getapeten Finger möglich. Bei mit benutztem Finger, Griffe in etwa dem 3. bis maximal 4. Schwierigkeitsgrad entsprechend möglich.

Lumbrical Shift Syndrom nach wie vor vorhanden, hinderlich bei vielen alltäglichen Handgriffen, beim klettern an großen „Henkelgriffen“ und bei Stütz Bewegungen mit der Handinnenfläche.

Mein Tipp:

Nach dem Riss, so bald wie möglich mit Eis behandeln, Ruhigstellen des entsprechenden Fingers für mindestens 2-3 Wochen. Dieser Punkt ist für viele wohl der Schwierigste der ganzen Therapie. Keine „Alltagsbeschäftigungen“. Leichtes Dehnen der Muskelgruppen der Handinnenfläche. Nach den 2-3 Wochen ist leichtes Klettern weit unterhalb des eigenen Leistungsgrenze möglich. Finger gut Tapen. Beim Tapen nicht zu dicht am Grundglied des Fingers Tapen. In Höhe des A3 Bandes (wenn noch vorhanden) die Tape Bänder kreuzten lassen. Zusätzlich noch um das erste und zweite Fingerglied Ringförmig Tapen. Das Tape recht straff (eigene Erfahrung) und 2-3 mal um den Finger legen. Darauf bildet sich ein Blutstau in der Fingerkuppe. Erst klettern wenn der Blutstau aus der Fingerkuppe raus ist. Dies ist durch leichtes massieren der Kuppe in Richtung zur Hand hin möglich. Nach etwa einer Minute hat man das Blut heraus, die Kuppe wird Schmerzfrei und man kann damit greifen. Mit Tape um den Finger, kein Armkreisen oder ähnliche Übungen zum Aufwärmen vollführen. Vorher Aufwärmen z.B. kneten von einem weichen Softball, Handtuch oder Ähnlichem. Die Finger neben dem verletzten Finger zum Klettern einzeln Tapen. Diese übernehmen für einige Zeit die Haltearbeit der verletzten Finger. Da die restlichen Finger noch ihre volle Belastbarkeit besitzen, ist es schwer einzuschätzen, ab wann man sie überlastet. Später kann der verletzte Finger wie in einem Zweifingerloch oben auf die anderen aufgelegt werden (Stapelfinger). So erzielt man ein sanftes „mitklettern“ des Fingers ohne ihn ständig wegstrecken zu müssen.

Für die Zukunft kann ich dann nur noch empfehlen sich immer ausgiebig Aufwärmen. In manchen Quellen sind dabei mindestens 120 Züge angegeben. Ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich. Nach einem Ringbandriss sollte prophylaktisch noch über Monate hin trotz Beschwerdefreiheit getapt werden.

In dem nachfolgendem Klettermonaten sollte man dynamisches Durchziehen, Schnappen oder Springen nach Griffen vermeiden. Kein zu langes Klettern an der Leistungsgrenze. Die Finger bei Lochkletterei so platzieren, dass sie beim unerwarteten Sturz aus diesem befreit werden können. Nie Maximalkraft am Ende einer Trainingseinheit trainieren. Genügend Pausen einrechnen und vor allem auch einmal „Nein“ sagen lernen. Man muss nicht jede Route machen. (Später ist sie ja auch noch da)

Hier mal der Unterschied vom Finger mit Riss des A2 und Teilriss des A4 Bandes, gegenüber eines gesunden Fingers der selben Hand. Bei leichter Anspannung des Fingers hebt sich die Sehne noch etwas weiter ab.
So in etwa sieht das Tapen aus.

Weitere Tips zum Tapen findet man, wenn der Maus-Zeiger
das Tape frisst.

Traue nicht jedem Arzt.
Der Mittelfinger läßt sich nach einer Ruptur nicht mehr komplett einrollen wie die anderen Finger.
Sie kennen nicht die Geheimnisse des
10.7.07
Elfte Woche nach Riss.

Besuch bei einem anderen Chirurgen, fand >nur röntgen< sonderbar, zusätzliche Diagnose : starke Überlastung des A1 Ringbandes (Teilabriss) Knotenbildung. Das A1 liegt in der Handinnenfläche.

Therapie : Durch inzwischen Umstands- bedingte Kletterpause Finger langsam wieder belastbar, Handfläche wenn nach 3-4 Monaten noch nicht Schmerzfrei, eventuell Schnitt und Knoten entfernen, wenn Schmerzen im Finger bleiben, Schnitt in Höhe A2 Ringband und vernähen.

Hier nun die Aufnahme von der Stelle am Fels. Ratssteinbruch, XII Parteitag 6, oben 1m vor dem Ausstieg.